Videoüberwachung in GB

Bis in die 1990er Jahre stieg die Kriminalität in Großbritannien kontinuierlich an. Die Politik reagierte mit CCTV (Closed Circuit Television (zu Deutsch Videoüberwachung)). Der Einsatz dieser Technik wird von der britischen Bevölkerung größtenteils akzeptiert und nicht in Frage gestellt. Dies liegt zum Einen an der dort üblichen Auffassung von Privatsphäre (welche den öffentlichen Raum nicht einschließt), zum Anderen aber auch an der guten Einbindung der Videobilder in das Fernsehen, im Speziellen bei spektakulären Fällen. Hinzu kommt die Angst vor IRA bzw. Al Quaida Terrorismus, die in den Augen der Bevölkerung die Videoüberwachung gerechtfertigt erscheinen lässt. Heute gibt es inzwischen über 4,2 Millionen Kameras in Großbritannien, jeder Großstadtbewohner wird durchschnittlich 300 mal pro Tag gefilmt.[1]
Doch soll mit dieser massiven Videoüberwachung nicht nur die Kriminalität und der ‚Terrorismus‘ bekämpft werden, sondern auch ‚antisoziales Verhalten‘, vor allem bei Jugendlichen. Durch die ASBO (Anti-Social Behavior Order) können beispielsweise „Pöbeleien, Bedrohungen, Ruhestörung, Bildung von Gruppen, Anbringen von Graffiti oder Wegschmeißen von Abfall auf Straßen, bis hin zum Betteln, Fluchen, rassistische oder beleidigende Äußerungen, Spucken oder übermäßigen Alkoholgenuss“[2] geahndet werden. Die Strafen belaufen sich von Geldstrafen über Verhaltensabmahnungen sowie Aufenthalts- und Ausgangsverboten bis hin zu Erziehungshaft.[3]


Überwachungskameras (Quelle: Wikipedia[6])

Nach und nach sollen nun landesweit zusätzlich Lautsprecher an die Kameras angebracht werden. So können die ‚Täter‘ direkt aufgefordert werden, ihr ‚antisoziales Verhalten‘ einzustellen oder rückgängig zu machen. Geschieht dies nach der zweiten Aufforderung nicht, wird ihr Bild in der Lokalzeitung veröffentlicht und beispielsweise Nachbarn teilen der Polizei dann die Adresse des ‚Täters‘ mit, woraufhin er belangt wird.[4]
Mithilfe von Crime Channeln soll auch die Bevölkerung in die Verbrechens­be­kämpfung integriert werden. Hierzu gibt es extra TV-Sender, über welche auf die Kameras der Umgebung zugegriffen werden kann. Sieht der Bürger etwas Verdächtiges, kann er mit der Polizei Kontakt aufnehmen. Integriert ist eine Seite, in der alle schon einmal aufgefallenen Nachbarn mit Bild veröffentlicht werden. Dieses Prinzip wird ’naming and shaming‘ genannt.[5]

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[1] DIE ZEIT: 11.01.2007 Nr. 03
[2] arte-tv: http://www.arte.tv/de/suche/1581360.html
[3] Glatzner, Florian (2006): http://www.foebud.org/video/magisterarbeit-florian-glatzner.pdf/download, S. 38 – 42
[4] Rötzer, Florian (2006): http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21758/1.html
[5] ebd.
[6] GNU Free Documentation License, http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Three_Surveillance_cameras.jpg